Irfan Korac (Université du Luxembourg)

Ein römischer Soldat beschreibt in einem Brief an seinen Freund die Erhebung eines neuen Cäsaren, bei der er selbst anwesend war:
Sei gegrüßt, hochgeschätzter Mauricius, Bruder in Christus!
Der Kaiser rief uns am 1. Mai zusammen, damit wir am feierlichen Aufzug des neuen Cäsaren teilnehmen. Zu dieser Gelegenheit wurden außer uns einfachen Soldaten auch die angesehensten Soldaten des Heeres herbeigerufen. Diese äußerst angesehenen Soldaten gehörten zur Leibwache des Kaisers. Sie trugen besonders prächtige und teilweise vergoldete Rüstungen. Von solchen wertvollen, mit Gold und Edelsteinen verzierten Helmen konnten wir normalen Soldaten nur träumen. Entschuldige mein Abschweifen lieber Mauricius. Jetzt komme ich wieder zum feierlichen Aufzug des neuen Kaisers. Man hatte ein Tribunal errichtet und auf diesem eine Säule mit den Bildnissen Jupiters aufgestellt. Die Sonne schien kräftig und ab und zu wurden wir durch frische Brisen des Windes beglückt. Wir wurden zur Versammlung herbeigerufen und dann wandte sich der Greis an uns. Mit Tränen im Gesicht erzählte er uns, dass seine Zeit gekommen war. Er sei ja durch seinen Dienst müde geworden und jetzt sei es an der Zeit, die Aufgabe an kräftigere, jüngere Schultern zu verteilen. So wurde es mir wenigstens von anderen Soldaten berichtet. Man konnte den Greis nicht richtig hören, von wo ich stand. Der Augustus trat vor und verkündete den neuen Caesar. Dieser musste seine gewöhnliche Kleidung ablegen und in die Mitte treten. Dort wurde ihm der Purpur über die Schulter gelegt. Danach stiegen alle vom Tribunal ab und begaben sich zum kaiserlichen Reisewagen. Beim Hinabsteigen wehte der Purpur im Wind und fiel fast von der Schulter des neuen Caesars. Dies wäre ein schreckliches Omen gewesen. Die kaiserliche Leibgarde begleitete daraufhin den kaiserlichen Reisewagen in ihren prächtigen Rüstungen und Helmen wieder zur Stadt. Wir waren schier geblendet vom Glanz ihrer Rüstungen in der hellen Mittagssonne! Bei der Versammlung ist mir ein Soldat besonders aufgefallen, der auf seinem eisernen Helm ein Christogramm trug. Mauricius, ich bin mir jetzt sicher, dass auch unser Kaiser Konstantin auf seiner silbernen Münze das Christogramm auf seinem Helm gezeigt hat. Wir waren uns ja lange unsicher, lieber Freund, ob das Symbol auf dem Kopf des Augustus wirklich das Christogramm war. Wir wussten auch lange nicht, ob Konstantin ein Christ war. Jetzt bin ich mir sicher. Es ist also wahr, dass Kaiser Konstantin Christus als Schutzherr vor der Schlacht an der Milvischen Brücke gewählt hatte. Christus verhalf Konstantin zum Sieg gegen seinen Feind Maxentius, Unser Gott hat ihm mit dem Sieg für seine Abkehr vom Heidentum belohnt, Konstantin hatte sich zu seinem eigenen Wohle, dem Christentum, der einzig wahren Religion zugewandt.
Gelobt sei der Herr, Mauricius. Gelobt sei der Herr. Cura, ut valeas – sieh zu, dass es dir gut geht!

Abb. 1: Paradehelm von Berkasovo, 4. Jh. n. Chr. (©Museum der Vojvodina, Novi Sad, Inv. AA 153)
Abb. 2: Helm mit einem Christogramm auf dem Helmkamm (© Maastricht, Centre céramique Inv. 3824 A)
Abb. 3: Silbermedaillon Konstantins d. Gr., Kopie (© GDKE, Rheinisches Landesmuseum Trier, EV 2022,69a/b)