In diesem Blog haben Studierende der Universität Trier und der Universität wissenschaftliche Beiträge und Blogtexte rund um Exponate der Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches erstellt. Die Dozentin Andrea Binsfeld und die Dozenten Christian Rollinger und Patrick Reinard stellen das Projekt zunächst in einer Einleitung vor. Anschließend folgen die Texte der Studentinnen und Studenten, die von fiktiven Formaten bis zu wissenschaftlichen Beschäftigung reichen.
Wie kann man den Untergang erzählen? Und vor allem: Wie kann man ihn einmal anders erzählen? Die Trierer Ausstellung führt dem interessierten Publikum den Wandel der Zeit des 4.-6. Jh., seine Brüche, Kontinuitäten und sein Fortleben aus vielfältigen Perspektiven vor Augen. Museal ausgestellte Texte sollen die historische Entwicklung einer vergangenen Gesellschaft visualisieren und illustrieren, die dazugehörigen Ausstellungstexte an den Objekten, die vielfältigen Medienstationen, die Karten, Kataloge und der wissenschaftliche Begleitband liefern die nötigen Erklärungen dazu. Möglicherweise spiegelt diese fachwissenschaftliche Perspektive aber nicht immer den Reiz der Originale, trifft nicht immer das, was Betrachterinnen und Betrachter in den Objekten sehen oder vermuten, was sie oder ihn fasziniert, was sie oder er vielleicht auch nicht versteht. In einer gemeinsamen Projektveranstaltungen der Universitäten in Trier und Luxemburg haben wir mit einer bunt gemischten Gruppe internationaler Studierender die Probe aufs Exempel gemacht: Anstelle, wie häufig, die stets geforderten Essays und Hausarbeiten zu verlangen, wollten wir die Kreativität der Studierenden, ihre Begeisterung für die Periode der Antike, ihr Interesse an den Original befördern. Wir haben sie nach Lust und Laune Objekte aus den drei Ausstellungen aussuchen lassen und sie gebeten, diese Stücke – ob Steine, Goldmünzen, Gemälde, Mosaiken oder Texte – auf ihre individuelle Art und mit ihren ganze eigenen Worten (und Bildern!) zum Sprechen zu bringen. Die Aufgabe war es, mit Objekten und dem in der Veranstaltung vermittelten und später selbst ergänzten Wissen um die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Umstände der Zeit von Konstantin dem Großen bis Romulus Augustulus zu spielen. Die Sprache und methodische Strenge der Fachwissenschaft sollten sie verlassen, um dem Publikum der Ausstellung und den Leserinnen und Lesern dieses Blogs einen persönlicheren, lebendigeren Einblick in die Spätantike zu geben. Für die Studierenden war es die Chance, eine andere Art des Schreibens und des Mitteilens kennenzulernen und einzuüben; für das Publikum sind die produzierten Texte ein hoffentlich einzigartiger Einblick in eine lebendige Antike.
Denn die Studierenden waren aufgefordert, in einen kreativen – und auch fiktiven – Dialog mit den Objekten zu treten und das haben sie auch getan: In einem fingierten Brief an ihren Sohn Konstantin den Großen berichtet so die Kaisermutter Helena der Auffindung der Kreuzesreliquien; die Trierer sogenannte „Venus von St. Matthias“ schreit in einem freien Monolog ihren Frust über die unwürdige Behandlung durch die christlichen Matthias-Pilger heraus; ein frustrierter und bitterer Julius Nepos gewährt einem fiktiven Besucher im Kaiserpalast von Spalato (Split) Einblicke in seine Perspektive als eigentlich letzter Kaiser Westroms, sinniert über die Absetzung seines berühmteren Rivalen Romulus Augustulus und die Machtergreifung des ‚Barbaren‘ Odoaker …
In ihren Beiträgen haben die Studierenden die verschiedensten Fragen aufgegriffen und auf kreative Art versucht, Antwort zu geben: Wie reagiert der Kirchenvater Augustinus auf die Eroberung Roms durch die Goten im Jahr 410? Was sind eigentlich „Barbaren“? Auf welchen Wegen kommen Luxuswaren ins römische Trier? Wie würde der berühmte Bischof Paulinus selbst sein Leben erzählen? Welche Rolle spielten die christlichen Kaiserinnen? Wie hörte sich eine Trauerrede bei einer christlichen Bestattung an?
Das Ergebnis ist eine Reihe von 25 Blogbeiträgen, von denen 3 zu den ausgestellten Werken im Stadtmuseum Simeonstift während der Laufzeit der Ausstellung veröffentlicht werden. Unser besonderer Dank gilt den Direktoren der Trierer Museen: Marcus Reuter (Rheinisches Landesmuseum), Markus Groß-Morgen (Museum am Dom) und Elisabeth Dühr (Städtisches Museum Simeonstift), sowie an Eva Heuft und Julie Scheuermann als Medienbeauftragte, die dieses Projekt begleitet und unterstützt haben.
Adriana Suchici (Université du Luxembourg) – The Venice Tetrarchs …
Endria Avdimetaj (Université du Luxembourg) – A Christian Symbol: The Christogram …
Hippolyte Weiland (Université du Luxembourg) – Ein (fiktiver) Brief der Heiligen Helena an ihren Sohn, den römischen Kaiser Konstantin …
Sarah Lisarelli (Université du Luxembourg) – Eine (fiktive) Antwort Konstantins des Großen an seine Mutter, Helena. …
Hugo Mathieu (Universität Trier) – Fiktiver Paulinusbrief …
Martin Stoll (Universität Trier) – Untergang und Aufstieg? Reich und Kirche …
Johannes Strähle (Universität Trier) – Szene aus Ostia …
Johannes Strähle (Universität Trier) – Grabstein des Azizos …
Katharina Büdenbender (Universität Trier) – Geldfälschung im Römischen Reich …
Irfan Korac (Université du Luxembourg) – Helm / Ticinum …
Endria Avdimetaj (Université du Luxembourg) – The missorium of Theodosius …
Maryse Tarafino (Université du Luxembourg) – Stilicho-Diptychon …
Lisa Köhl (Universität Trier) – Frauen der theodosianischen Dynastie …
Martin Stoll (Universität Trier) – Irdisches Leid, himmlischer Segen: Augustinus und die römischen Flüchtlinge von 410 …
Hippolyte Weiland (Université du Luxembourg) – Barbaren – Rom geht zu Grunde …
Michelle Stöckl (Universität Trier) – Barbaren …
Marcel Mouson (Universität Trier) – Diptychon des Basilius …
Theresa-Mareike Riedel (Universität Trier) – Totenrede für Eustasius …
Marcel Mouson (Universität Trier) – Goldmünze des Julius Nepos …
Peter Meis (Universität Trier) – Exponat: P. Nepheros 1 …
Lisa Köhl (Universität Trier) – Evangeliar-Fragmente Tholey …
Hugo Mathieu (Universität Trier) – Grabstein mit der Darstellung eines bewaffneten Mannes …
Michelle Stöckl (Universität Trier) – Heimatstadt aus neuem Blickwinkel …
Sarah Lisarelli (Université du Luxembourg) – Venus von St. Matthias …